Herzlich willkommen zu einem inspirierenden Interview mit Heike Eberle, einer erfahrenen Bauunternehmerin und Referentin bei der Deutschen-Handwerker-Akademie. Frau Eberle führt das Familienunternehmen Eberle Bau in dritter Generation und bringt als engagierte Chefin eine außergewöhnliche Mischung aus praktischer Erfahrung und tiefem Verständnis für die Herausforderungen der Baubranche mit. Sie teilt mit uns ihre persönliche Reise, ihre Sichtweise auf das moderne Bauhandwerk und ihre spezielle Ausrichtung auf die Generation 50+. Freuen Sie sich auf wertvolle Einblicke und auf die außergewöhnliche Perspektive einer Frau in einer männerdominierten Branche.

DHA: Herzlichen Glückwunsch Frau Eberle zu Ihrer Listung als Referentin bei der Deutschen-Handwerker-Akademie! Was hat Sie dazu bewogen, bei der Deutschen-Handwerker-Akademie dabei zu sein?

Heike Eberle: Ich freue mich sehr über meine Aufnahme als Referentin bei der Deutschen-Handwerker-Akademie. Was mich dazu bewogen hat? Es ist die Mischung aus Bühnenluft und dem Akademiegedanken im deutschen Handwerk, die mich reizt. Als jemand, der sich sowohl als Theoretikerin als auch als Praktikerin sieht, liebe ich es, diese beiden Aspekte in meinen Vorträgen und Workshops zu vereinen. Mein Herz schlägt dafür, unternehmerisch denkenden Handwerker:innen mit meiner Erfahrung und Expertise zur Seite zu stehen.

Ich bin überzeugt: Wir müssen nicht alle die gleichen Fehler machen, sondern können voneinander lernen. Darüber hinaus möchte ich aktiv dazu beitragen, dass das Handwerk eine vielversprechende Zukunft hat, lebendig bleibt und in der Gesellschaft deutlich sichtbarer wahrgenommen wird. Denn ich bin mir sicher: Auch im Jahr 2050 wird das Handwerk eine Schlüsselrolle in unserer Gesellschaft spielen. Dieser Verantwortung fühle ich mich zutiefst verpflichtet.

DHA: Gehen wir zu Ihrer Arbeit als Bauunternehmerin. Sie führen das Baugeschäft Eberle bereits in der dritten Generation. Welche Herausforderungen und Chancen haben Sie in der Übernahme des Familienunternehmens erlebt?

Heike Eberle: Als ich das Baugeschäft Eberle in dritter Generation übernahm, stellte ich mich zahlreichen Herausforderungen. Die größte Hürde lag dabei in mir selbst und in meinem Vorgänger. Ich quälte mich mit Selbstzweifeln: Bin ich gut genug? Kann ich als Frau in einer Männerdomäne bestehen? Bin ich der Aufgabe der Unternehmensführung gewachsen? Diese Fragen beschäftigten mich intensiv. Auch mein Vater hegte anfangs große Bedenken, da ich keine klassische Bauingenieurin war und aus seiner Sicht nicht dem typischen Profil eines Nachfolgers entsprach.

Trotz dieser Zweifel spürte ich eine innere Stimme, die mich ermutigte, die Herausforderung anzunehmen. Neben diesen mentalen Hürden galt es natürlich auch, die juristischen und erbrechtlichen Rahmenbedingungen zu meistern, die eine solche Übergabe mit sich bringt.

DHA: Ihre Zielgruppe umfasst hauptsächlich die Generation 50+ und Senioren. Was sind aus Ihrer Sicht die speziellen Anforderungen dieser Kundengruppe und wie passen Sie Ihre Dienstleistungen an deren Bedürfnisse an?

Heike Eberle: In meiner Arbeit habe ich mich auf die Generation 50+ und Senioren spezialisiert. Diese Kundengruppe zeichnet sich durch besondere Eigenschaften aus: Sie sind sehr vertrauensvoll, wünschen sich eine umfassende Betreuung und legen Wert auf Expertenmeinungen. Ebenso suchen sie einen festen Ansprechpartner, der ihnen hilft, sich zu entscheiden und zu orientieren. Besonders die Generation 50+ möchte ihr Zuhause für die kommenden Jahre so gestalten, dass sie sich rundum wohlfühlen.

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, nehmen wir uns in unseren Beratungen viel Zeit. Wir gehen ausführlich auf persönliche Wünsche, aber auch auf Sorgen und Ängste ein. Dank unseres breiten Netzwerks können wir zudem weitere Gewerke in unser Angebot einbinden und so eine ganzheitliche Lösung anbieten.

DHA:  Das Thema Kundenkommunikation spielt in Ihrem Unternehmen eine große Rolle. Welche Strategien setzen Sie ein, um das Vertrauen Ihrer älteren Kundschaft zu gewinnen und zu halten?

Heike Eberle: Für mich steht die persönliche Kommunikation an oberster Stelle, wenn es darum geht, Vertrauen aufzubauen. In einer Zeit, in der digitale Kommunikation dominiert, setze ich bewusst auf den persönlichen Austausch und den direkten Dialog. Vertrauen lässt sich nicht in einen Algorithmus gießen.

Ich bin überzeugt: Menschen vertrauen mehr, wenn sie ihr Gegenüber „riechen“ können – wenn also mehrere Sinne in der Kommunikation angesprochen werden. Natürlich ist dieser Ansatz zeit- und ressourcenintensiv. Doch der Erfolg und die positiven Rückmeldungen unserer Kunden bestätigen mich in dieser Vorgehensweise.

DHA: Sie arbeiten seit vielen Jahren im Baugewerbe, einer Branche, die sich stetig verändert. Sie haben z.B. das Thema Feng Shui integriert. Welche Entwicklungen und Trends im Bauwesen können wir erwarten?

Heike Eberle: In den vergangenen Jahren haben wir uns zu einer „Baumanufaktur“ entwickelt und uns vom klassischen Wohnungsbau abgewandt. Statt in die Höhe zu mauern, konzentrieren wir uns verstärkt auf Umbau und Sanierungen. Ich sehe in diesem Bereich nicht nur heute, sondern auch in Zukunft großes Entwicklungs- und Wachstumspotenzial.

Ich glaube, dass wir uns auf eine zweigeteilte Baugesellschaft zubewegen: Auf der einen Seite stehen die großen Unternehmen, die mittlere Baufirmen aufkaufen. Auf der anderen Seite gibt es die kleinen Betriebe, die sich auf Reparaturen, Sanierungen und den Erhalt von Bauwerken spezialisieren. Ein besonderes Anliegen ist es mir, die Prinzipien des Feng Shui – sowohl räumlich als auch mental – stärker in das tägliche Bauhandwerk einfließen zu lassen. Ich bin überzeugt, dass die Menschen heute mehr denn je dafür bereit sind.

DHA: Das Bauhandwerk ist nach wie vor stark von Männern dominiert. Wie erleben Sie das als Frau? Gibt es Vorurteile oder Benachteiligungen, die Sie persönlich erleben?

Heike Eberle: Auch wenn sich in den letzten 25-30 Jahren viel verändert hat, gibt es im Bauhandwerk nach wie vor Vorurteile gegenüber Frauen. Es kommt immer noch vor, dass am Telefon nach dem Chef gefragt wird, obwohl ich mich mit meinem Namen melde. Die Tatsache, dass eine Frau eine Baufirma leitet, sorgt manchmal noch für Überraschung.

Wie ich mich persönlich als Frau im Baugewerbe gefühlt habe und welche Erfahrungen ich gemacht habe, beschreibe ich ausführlich in meinem Buch „Türen öffnen Räume“. Es ist in allen gängigen Buchhandlungen erhältlich, und ich freue mich, wenn ich es mit einer persönlichen Widmung versehen darf.

DHA:  Darauf schließt sich direkt diese Frage an: Was möchten Sie an die nächste Generation von Handwerksunternehmerinnen weitergeben?

Heike Eberle: An die nächste Generation von Handwerksunternehmerinnen möchte ich weitergeben: Öffnet euer Herz und habt den Mut, euren eigenen Weg zu gehen, auch wenn er manchmal steinig sein mag. Das Leben hält für jeden von uns Herausforderungen bereit, unabhängig davon, welchen Weg wir einschlagen. Die Kunst besteht darin, den Gegenwind zu nutzen und dabei sich selbst, seinen Werten und seinem Herzen treu zu bleiben.

DHA: Ausser den klassischen Themen rund um Ihren Beruf als Bauunternehmerin, haben Sie eine weitere Facette in Ihren Vorträgen. Was erwartet uns hier?

Heike Eberle: Neben den klassischen Themen rund um meinen Beruf als Bauunternehmerin habe ich einen sehr persönlichen Vortrag entwickelt: „Von der Krise zur Kraft: Wie eine Bauchefin ihre Gesundheit revolutionierte!“ Darin spreche ich offen über eine Gesundheitskrise, die mich nach der Firmenübernahme zurückgeworfen hat. Dieser Vortrag soll aufrütteln, motivieren und zeigen, dass ohne Gesundheit alles andere nichts ist. Ich möchte damit andere ermutigen, auf sich selbst zu achten und die eigene Gesundheit nie als selbstverständlich anzusehen.

DHA: Herzlichen Dank liebe Frau Eberle für das offene und inspirierende Gespräch. Ihre authentischen Einblicke und klaren Worte zur Zukunft des Bauhandwerks und zur Bedeutung von Vertrauen und persönlicher Kommunikation haben uns stark beeindruckt. Ihre Leidenschaft, mit der Sie Ihr Unternehmen führen, und wie Sie die Bedürfnisse einer älteren Kundschaft berücksichtigen sind beispielhaft. Ihr Appell an die nächste Generation, Mut und Offenheit zu zeigen, sind wichtige Impulse. Wir freuen uns auf Ihre weiteren Beiträge und die Zusammenarbeit mit der Deutschen-Handwerker-Akademie!

Profil Heike Eberle:
https://www.deutsche-handwerker-akademie.de/heike-eberle/