Ein herzliches Willkommen an Jeanette Neidhardt-Rosenberger bei der Deutschen-Handwerker-Akademie. Wir freuen uns, Jeanette Neidhardt-Rosenberger als neue Referentin zu begrüßen. Mit über 30 Jahren Erfahrung als Interior-Designerin, Lichtplanerin, Feng Shui Beraterin und Expertin für Wohn- und Architekturpsychologie bereichert sie unser Angebot. In diesem Interview möchten wir mehr über ihre berufliche Laufbahn und ihre Leidenschaft für Raumgestaltung erfahren.
DHA: Frau Neidhardt-Rosenberger, Sie sind seit über 30 Jahren als Interior-Designerin tätig. Was hat Sie zu diesem Beruf inspiriert und wie hat sich Ihre Leidenschaft für Raumgestaltung im Laufe der Jahre entwickelt?
Jeanette Neidhardt-Rosenberger: Ich bin sozusagen mit Möbeln aufgewachsen, da mein Vater für verschiedene internationale Möbelhersteller als Repräsentant tätig war und somit der Bezug zu italienischem Design, der Besuch von Möbelmessen schon immer auf der Tagesordnung stand. Auch meine Begeisterung fürs Zeichnen und das räumliche Vorstellungsvermögen war einfach da. Sodass als logische Konsequenz meine Ausbildung in der Schreinerei als Technische Zeichnerin für den Möbel- und Innenausbau begonnen hatte. Mit Stationen im Möbelhandel in verschiedenen Planungsabteilungen und dann der Weiterbildung zur Holztechnikerin mit dem Schwerpunkt Möbeldesign und Innenausbau.
1996 gründete ich dann mit meinem Mann unser Büro für Architektur und Interior Design. Unsere Vision war, dass wir unsere Kunden von der Hausplanung bis zur Einrichtung ganzheitlich beraten und von der Idee bis zur Bauleitung und Fertigstellung begleiten. Und das machen wir auch nach wie vor mit Leidenschaft.
Dennoch war bei mir immer die Suche vorhanden: was macht gutes Gestalten von Räumen, Wohnungen und Büros aus? Es kann nicht nur am schönen Design liegen, es muss auch zum Menschen passen.
Und somit ging meine Suche, was dem Menschen gut tut über die Ausbildung zur Feng Shui Beraterin, über die Lichtplanerin zur Fachplanerin für Wohn- und Architekturpsychologie.
Wichtig ist mir heute, wenn ich Projekte plane und begleite, dass der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht.
DHA: Sie bieten eine Vielzahl von Dienstleistungen an, darunter Lichtplanung, Feng Shui Beratung und Wohnpsychologie. Wie integrieren Sie diese unterschiedlichen Disziplinen in Ihre Projekte, um ein harmonisches Gesamtbild zu schaffen?
Jeanette Neidhardt-Rosenberger: Wenn es um Raumplanungen geht, dann kommen alle Bereiche zum Einsatz, hier kann ich gar nicht mehr anders denken. Was sind das für Kunden und welche Aufgabe darf ich für sie in Bezug auf die Raumplanung lösen.
Hier stellt sich die Frage nach den Bedürfnissen und wie diese im Raum umgesetzt werden können, sodass sich der Mensch darin gut fühlt. Bei Wohnräumen ist es oft die Gestaltung der Rückzugsräume, bei Unternehmen geht es um die Darstellung nach außen oder bei der Arbeitsplatzgestaltung mit ihren neuen Anforderungen nach flexiblem Arbeiten und New Work mit all seinen Vor- und Nachteilen um die Gestaltung der Räume für Mitarbeiter und Kunden.
Und wenn dieses Konzept mit der Raumaufteilung, den Materialien und Möbeln steht, dann erfolgt auch die stimmige Lichtplanung dazu. Denn Licht entscheidet letztendlich, ob Räume auch so wirken, wie gewünscht.
Viele sind bei der Lichtgestaltung unsicher und wissen nicht wie sie die neue Technik und das neue Wissen über die Bedeutung von Licht im Raum richtig einsetzen. Deswegen habe ich hier auch meinen Fokus daraufgelegt, das Wissen zu Verbreiten. Denn Licht muss bereits bei den Installationsarbeiten geplant und ausgeführt werden, sodass die Kabel auch an der richtigen Stelle sind. Hierzu gibt es übrigens auch den Online-Kurs „Lichtplanung für stimmungsvolle Wohnräume“ zum Thema Licht – aus der Praxis für die Praxis für Handwerker, die ihre Kunden besser beraten wollen.
DHA: Die Wohn- und Architekturpsychologie ist ein zentraler Bestandteil Ihrer Arbeit. Können Sie erläutern, wie die Gestaltung von Räumen das Wohlbefinden und die Psyche der Menschen beeinflusst?
Jeanette Neidhardt-Rosenberger: Bei der Wohn- und Architekturpsychologie geht es darum, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und die Räume, in denen er wohnt und arbeitet entsprechend seiner Bedürfnisse zu gestalten.
Jeder von uns kennt es, es gibt Räume da fühlen wir uns sofort wohl und aus anderen wollen wir sofort fliehen.
In der Wohn- und Architekturpsychologie arbeitet man mit wissenschaftlich fundierten Angaben, welche auch messbar sind, wie unterschiedliche Gestaltungen auf uns positiven und auch negativen Einfluss haben und dieses Wissen setzte ich bei der Planung und Gestaltung entsprechend ein.
Dies beinhaltet im Vorfeld eine intensive Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung und den Menschen, die diese Räume nutzen werden und auch der bestehenden Architektur.
Ein Beispiel: Der aktuell angespannte Wohnungsmarkt hat die Herausforderung, dass in zu kleinen Wohnungen gemeinsam gewohnt werden muss. Jeder von uns benötigt jedoch auch einen eigenen Rückzugsbereich, um sich vom Alltag zu erholen und um auch einmal ganz bei sich zu sein, denn nur dann sind wir wieder offen für Kommunikation mit anderen. Ist dieser Bereich nicht vorhanden, kommt es zu Spannungen und Stress innerhalb der Familie/Gemeinschaft. Wenn dies bekannt ist, ist es die gestalterische Aufgabe hier für jeden einen persönlichen Bereich zu schaffen, um somit den Stress abzumildern. Dies kann mit der Raumaufteilung, mit Farben, Materialien, Licht, Akustik zum Beispiel erreicht werden.
Ebenfalls gibt es in letzter Zeit viele Studien und auch schon umgesetzte Projekte, wie eine gute Raumgestaltung mit Farben, Materialien und Licht im Gesundheitswesen positive Effekte für Patienten in der Gesundung zur Folge hat und auch für die Mitarbeiter die Arbeitsbedingungen verbessert.
Und das gleiche Wissen lässt sich natürlich auch bei Unternehmen in der Arbeitsplatz- und Unternehmensgestaltung anwenden, sodass die Mitarbeiterfluktuation, die oftmals auch von räumlichem Stress ausgelöst wird, reduziert wird.
Im Grunde genommen geht es darum Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen menschengerecht zu gestalten, sowohl im Hinblick auf den Einzelnen als auch auf die Gemeinschaft.
In der Wohn- und Architekturpsychologie sind wir auch schon so weit, dass wir anhand der Baupläne die Qualität der Gebäude bewerten und beurteilen können, sodass im Idealfall während der Planungsphase Anpassungen möglich sind. Als Mitglied des Institut für Wohn- und Architekturpsychologie (IWAP) bin ich ebenfalls als Referentin und Dozentin tätig.
DHA: In Ihren Projekten arbeiten Sie eng mit Handwerkern zusammen. Welche Bedeutung messen Sie dieser Zusammenarbeit bei? Wie profitieren Ihre Kunden davon?
Jeanette Neidhardt-Rosenberger: Die schönste Idee bringt nichts, wenn sie nicht vom Handwerker umgesetzt wird. Für mich gibt es nichts Schöneres, als wenn Ideen Wirklichkeit werden. Wenn ich sehe, dass Räume nach dem Umbau tatsächlich so sind, wie ich sie mir in meinen Plänen vorgestellt habe und meine Kunden glücklich sind.
Und das gelingt nur mit einem vertrauensvollen Austausch mit den am Umbau beteiligten Handwerkern. Gerne nehme ich sie bereits in der Entwurfsphase mit dazu, dass sie mir Ihre weiteren Ideen und Möglichkeiten zur Umsetzung beitragen. Und das ist immer eine tolle Zusammenarbeit, wenn beide Seiten ihr Wissen geben von der Gestaltung zur Ausführung.
Und meine Kunden können sich dann auch darauf verlassen, dass ich zum einen ein gutes Handwerkerteam für das Projekt zusammenstelle und dass auch die Zusammenarbeit qualitativ, zeitlich und preislich passt. Und auch die Kommunikation am Bau ist mir sehr wichtig, dass alle am gleichen Strang ziehen für ein tolles Ergebnis.
Oftmals bin ich auch „Übersetzerin“ zwischen Handwerk und Kunde. Dem Handwerker kann ich die fachlichen Details „in seiner Sprache“ erklären und meinem Kunden in deren Sprache, so dass Missverständnisse vermieden werden.
DHA: Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen und was möchten Sie Teilnehmern an Ihren Webinaren und Seminaren vermitteln?
Jeanette Neidhardt-Rosenberger: Die Wirkung von der uns umgebenden Raumgestaltung ist nicht zu unterschätzen in Bezug auf die Wirkung unseres Wohnbefindens, unserer Gesundheit, der Arbeitsleistung und auf unser Miteinander.
Und gerade im Handwerk (Maler, Schreiner, Raumausstatter, Bodenleger, Elektriker, Sanitär, Fliesenleger etc.) ist man so nahe am Menschen, dass das Wissen um die Wirkung der Gestaltung einen großen Mehrwert in der Beratung bringt.
Und hierzu möchte ich meinen Beitrag leisten, dass dies viel bewusster wahrgenommen und in der Planung und Beratung berücksichtigt wird. Wir verbringen fast 90% unserer Zeit in Räumen und hier kommt es einfach darauf an, dass diese menschengerecht mit entsprechender Aufteilung, mit Farben, Materialien und Licht nach den Bedürfnissen der Menschen gestaltet sind.
Hierzu gebe ich gerne mein Wissen in Form von Vorträgen, Workshops und Kursen weiter.
DHA: Abschließende Frage: Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie in der Zukunft der Raumgestaltung und wie planen Sie, diese in Ihre Arbeit zu integrieren?
Jeanette Neidhardt-Rosenberger: So wie sich unsere Welt gerade wandelt, so wandeln sich auch die Anforderungen an unsere Raumgestaltung.
Im Wohnbereich werden wir uns aufgrund der aktuellen Wohnungsnot mit neuen Ideen zur Raumgestaltung und Aufteilung beschäftigen müssen.
Ebenfalls ist das Wohnen im Alter eine weitere Herausforderung – wir werden älter und das Thema Einsamkeit ist ein Thema, aber auch das bezahlbare Wohnen mit dem Gedanken des gemeinschaftlichen Wohnens, was auch neue Herausforderungen bringt. Sowie auch neue Ideen zum Thema Wohnraumschaffung.
Im Arbeitsbereich werden uns die Themen New Work, Hybrides Arbeiten und neue Technologien beschäftigen, die unsere Raumgestaltung ebenfalls weiter beeinflussen.
Und auch im Gesundheitsbereich brauchen wir neue Wege, dass Arbeitsplätze attraktiver werden, um die vorhandenen Mitarbeiter zu halten und neue zu gewinnen.
Wissen wie Räume für Menschen gestaltet werden, halte ich für die Zukunft für essenziell wichtig und hier werde ich auch weiterhin mein Wissen und meine Erfahrung weitergeben. Ich freu mich hier bei der DHA dabei zu sein!
DHA: Vielen Dank Frau Neidhardt-Rosenberger für das inspirierende Gespräch. Ihre Vision einer ganzheitlichen Raumgestaltung zeigt eindrucksvoll, dass Interior-Design und Wohnpsychologie keine getrennten Welten sein müssen, sondern sich ideal ergänzen. Besonders der Einblick in die Praxis verdeutlicht, wie entscheidend die Zusammenarbeit mit Handwerkern ist, um aus einer Idee ein echtes Wohlfühlerlebnis zu erschaffen. Wir freuen uns auf unsere Zusammenarbeit!
Profil Jeanette Neidhardt-Rosenberger:
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